上海超 – Ni hao think moto
Unser Design-Praktikant Mario startete direkt nach seinem Praktikum im Frühjahr in sein Auslandssemester in Shanghai. Seine Eindrücke von China, dem Designstudium an einer internationalen Uni und der lebendigen Designszene vor Ort, teilte er mit uns in seinen E-Mails und beantwortete uns außerdem einige Fragen zu Themen, die uns schon immer am „Design made in China“ interessierten.
Mit welchen Themen hast du dich bei deinem Studium in Shanghai befasst?
Ich hatte unter anderem Kurse wie „Open Design“ und „Emotionality in Design in Shanghai“. Diese haben sich hauptsächlich mit Problemen in China befasst und wie man sie mit Design lösen kann. In einem Kooperationsprojekt mit AUDI haben wir einen 7 Personen-Transporter für Shanghai konzipiert und ein Mockup 3D-gedruckt.
In einem Workshop, der sich über 2 Wochenenden erstreckte, konzipierten wir eine Lösung für das Luftverschmutzungsproblem in China und haben sie dann evaluiert, prototypisch gebaut und getestet.
Was ist das Besondere daran, in Shangai Design zu studieren?
Für mich sind es die Menschen mit denen ich zusammen gearbeitet habe. Da die Uni sehr international ist, hatte ich es mit mindestens fünf verschiedenen Nationalitäten zu tun. Das heißt, dass jeder einen anderen kulturellen Hintergrund hat und somit auch anders denkt und handelt. Das dann mit eigenen Ideen und Herangehensweisen zu verbinden ist anfangs schwierig, wenn man es jedoch schafft, können gute Ergebnisse entstehen.
Wie unterscheidet sich die Designwelt und der Umgang mit Kreativität in China von der in Deutschland?
Die Chinesen sind sehr praktisch orientiert – auch die Designer. Sie sind sehr gut in dem was sie tun. Zum Beispiel hatte ich einmal eine Idee und habe diese einem Programmierer in meinem Team erklärt, einen Tag später kam er mit einem voll funktionsfähigem Arduino Set-Up an, was mich sehr beeindruckt hat.
Wenn es um Designentscheidungen geht, sind sie mit den meisten Vorschlägen einverstanden. Ich weiß jedoch nicht genau, ob es daran liegt, dass sie zu schüchtern oder zu höflich sind, um ihre Meinung zu sagen. Man merkt, dass die Designausbildung in China auf Beherrschung von Soft- und Hardware ausgerichtet ist – Kreativmethoden, Ideenfindung o.ä. kommen etwas zu kurz.
Ich kann jedoch nur von meinen Erfahrungen in der Uni berichten, ich weiss nicht wie es in großen Designbüros oder in der Arbeitswelt allgemein zugeht.
Wo siehst Du die größten Herausfordungen für die chinesische Designbranche? Womit sind Designer in China weiter als in Deutschland?
Die größte Herausforderung sehe ich darin, das chinesische Design in China populär zu machen. Hier wird von Europa und Amerika alles kopiert und vor allem in Shanghai wimmelt es von europäischen und amerikanischen Marken und Modeboutiquen.
Einer unserer Gastredner an der Uni hat ein eigenes Modelabel gegründet. Er meinte, es is sehr schwer als chinesischer Designer in China erfolgreich zu sein. Die Leute wollen nicht viel Geld für chinesisches Design ausgeben, weil es eben aus China und nicht aus dem Westen kommt. Generell steht das chinesische Design, meiner Meinung nach, dem Deutschen in nichts nach.
Was hat dich auf deiner China-Reise am meisten beeindruckt?
Die Menschen. Sie sind sehr eifrig und diszipliniert, jedoch dennoch sehr offen und nett. Es gibt ein Sprichwort in China: Wenn man einen chinesischen Freund hat, wird man ihn sein Leben lang behalten.
Einige visuelle Eindrücke von Marios China-Reise gibt es auf seinem tumblr-Blog: http://mitamike.tumblr.com
Inzwischen bereist Mario noch Hongkong und Thailand. Wir wünschen Ihm auf seiner Tour weiterhin viel Freude und sind gespannt, wohin die Reise als nächstes geht!