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Services, Stories & Transformational Experiences

Marco Spies
24 September 2013

Die vergangene Woche stand nicht nur im Zeichen spannender und intensiver Projektarbeit, bei der die Kapazität unseres Büros bis an die Grenzen ausgeschöpft wurde, sondern auch im Zeichen der Begegnungen und Diskussionen über Service Design und die sich verändernde Erlebniskultur. Am vergangenen Samstag durfte ich auf dem erstmalig stattfindenen (und von Service Design Berlin wunderbar organisierten) Service Experience Camp im WYE in Kreuzberg eine Keynote sprechen. Hier die Slides zu meinem Vortrag darüber, wie sich Produkte und Services zu einem essentiellen Teil der Markenführung entwickelt haben:

Besonders gefreut hat mich, dass Borahm Cho aus New York zu Besuch war, um ebenfalls auf dem #SXC13 zu sprechen. Borahm war Mitarbeiter Nummer 1 bei think moto – bevor er sich auf den Weg machte, Kitchensurfing zu gründen. Es war wieder einmal beeindruckend zu hören, mit welcher Liebe und Leidenschaft sich jemand der Entwicklung eines Produkts widmet und bestätigte einmal mehr, dass die besten Startups die sind, die aus einer tiefen Überzeugung heraus entwickelt werden und mit dem Willen zur Veränderung der Art und Weise, wie wir leben. Die Idee hinter Kitchensurfing: “…dass du einen Koch für etwas brauchst. Egal was.” Einer der interessantesten Aspekte daran: die Verschränkung von Online und Offline und die Lokalität des Produkts. Eine neue Stadt aufbauen (Kitchensurfing ist mittlerweile in Berlin, New York und Boston) heißt jedesmal das Geschäft komplett von vorne aufbauen. Es geht um menschliche Beziehungen, um Lokalität und reale Erfahrbarkeit. Ich kenne kaum eine Startup-Idee, die dem aktuellen post-digitalen Zeitgeist unserer Gesellschaft näher käme.

Darüber, wie sich der Erlebnischarakter von Services zunehmend verändert, konnte ich auch mit Brian Gillespie einen Abend lang diskutieren (unter anderem). Noch spannender waren allerdings seine Geschichten aus seiner kurzen Zeit als blutjunger Punkmusiker in Berlin, Ende der 70er. Es war sein erster Besuch in der Stadt seitdem. Brian ist heute Principal bei Continuum in Boston (sein Bruder ist dort Koch und sollte unbedingt bei Kitchensurfing teilnehmen) – ich hatte ihn vor 2 Jahren in Amsterdam zu einem längeren Gespräch über Branded Services besucht, das dann in verkürzter Form in branded interactions gedruckt wurde.

Aller guten Dinge sind drei und so hatte ich am Mittwoch noch das Vergnügen, einen weiteren alten Freund wiederzusehen. Jo Wickert, Professor für Interface Design in Konstanz war zur Next angereist. Jo hat ein Forschungssemester vor sich und es freut mich, sein Forschungsprojekt beratend zu begleiten (später im jahr mehr dazu an dieser Stelle). In Vorbereitung seines Projektes schreibt Jo – durch und durch visuell denkender und fühlender Mensch – seit Wochen täglich einen Text mit der Länge von 3600 Zeichen – für ihn eine Übung, eine Erfahrung, die ihn schon jetzt verändert hat. Und während ich das schreibe, sehe ich den Stapel Papier vor mir liegen, der darauf wartet redigiert zu werden. Draußen scheint seit Tagen erstmals die Sonne. Auf ins Blaue.